Vegetarier sind Mörder

Vegetarier
sind Mörder

Kaninchenmord und Kaninchenmörder

Kaninchen im 'Stall'Kaum einer Spezies stehen Speziesisten so ambivalent gegenüber wie Kaninchen: Einerseits landen sie als "Stallhasen", "Mastkaninchen" oder Jagdopfer auf dem Teller (und haben somit den Status von Schweinen oder Hühnern), andererseits werden sie – auch nicht gerade zu ihrem Vorteil – in Kinderzimmern und anderen privaten Streichelzoos als unfreiwillige "Kuscheltiere" verhätschelt (wie Meerschweinchen oder Katzen, die hierzulande kaum jemand verzehren würde). Diese zweite Form der Ausbeutung von Kaninchen dürfte dann auch mitverantwortlich dafür sein, daß im Zusammenhang mit Kaninchen häufig von Mord die Rede ist – einschließlich Sonderkommissionen und hohen Belohnungen für die Ergreifung der Täter. Selbst die Polizei spricht von "Kaninchenmorden".

Polizei richtet Sonderkommission ein

Ein Serientäter tötet Zwergkaninchen

Dortmund/Bochum (RPO). In Dortmund treibt ein Zwergkaninchenmörder sein Unwesen. Innerhalb von fünf Tagen mussten sechs Tiere sterben. Zwei von ihnen hat der Täter den Kopf abgerissen, bei einem fehlten die Vorderläufe. Die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet.

Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden zwischen dem 13. und 18. Mai zu drei Tatzeiten insgesamt sechs Zwergkaninchen aus Ställen genommen. Zwei Tiere wurden auf den Grundstücken mit abgetrennten Köpfen entdeckt. In einem Fall wurden einem Kaninchen zudem auch die Vorderläufe ausgerissen. Von den übrigen Tieren fehlt jede Spur.

Die Polizei geht davon aus, dass die Taten im Zusammenhang mit ähnlichen Fällen in Dortmund, Bochum, Witten, Herdecke und Essen stehen, bei denen seit Herbst vergangenen Jahres insgesamt etwa 40 Kleintiere – vor allem Kaninchen – getötet wurden. Insgesamt rund 25 Fälle sind bisher bekanntgeworden.

Zur Ergreifung des Täters wurde eine Sonderkommission eingerichtet. Die Hintergründe der Taten sind völlig unklar, wie ein Sprecher der Bochumer Polizei mitteilte. Die Ermittler prüfen auch, ob möglicherweise ein satanistischer Hintergrund für die Tierquälerei vorliegt.

RP online, 19.05.2008
Kaninchenmörder: Belohnung erhöht

WITTEN/BOCHUM Wer durch einen Hinweis an die Polizei dafür sorgt, dass der unheimliche Kaninchen-Schlächter gefasst wird, kann jetzt mit einer Belohnung von 1000 Euro rechnen. Eine 60-jährige Bochumerin hat Montag die bisherige Summe um 500 Euro aufgestockt.

In Witten hatte der Schlächter zuletzt in der letzten Woche zugeschlagen. Er hatte Hühner in einem Garten Auf der Klippe geköpft.

Von den drei Hühnern, die verschwunden waren, entdeckten Nachbarn mittlerweile ein getötetes Tier auf ihrem Grundstück – ohne Kopf. Die beiden anderen bleiben vorerst verschwunden. [...]

Ruhrnachrichten, 7. April 2008
Der Kaninchenmörder von Witten

Von Torsten Droop

Witten. Wer in Witten Kaninchen hält, schläft derzeit schlecht. Denn ein Unbekannter treibt seit Monaten in der Ruhrstadt sein Unwesen. ...

... Die geköpften Opfer heißen Marianne, Fussel, Knuffi oder Knuffinchen – und sie alle waren vollkommen unschuldige Zwergkaninchen.

Auf der Jagd nach dem Täter tappt die Polizei im Dunkeln. Fünf Mal hat er seit September '07 zugeschlagen, zuletzt am vergangenen Freitag. Neun Tiere starben, weitere Kaninchen nahm der Unbekannte mit – ihr Schicksal ist offen. "An den Tatorten haben wir nie Blut entdeckt, dafür aber die toten, geköpften Tiere", sagt Polizeisprecherin Ingrid Laun-Keller. Man habe zu sachdienlichen Hinweisen aufgerufen, aber bislang null Resonanz. "Das ist schon beunruhigend."

Zumal nur Tiere getötet wurden, die keinem Züchter gehörten, sondern als Familienkaninchen mümmelten. "Das müssen sie sich mal vorstellen, der Täter tötet die Lieblinge der Kinder", ist Laun-Keller angewidert vom Treiben des "Kaninchen-Rippers", der immer im Schutz der Dunkelheit zuschlug und nie Spuren hinterließ.

Auch deshalb entschloss sich die Polizei nach dem jüngsten tödlichen Angriff, die genaue Todesursache klären zu lassen. Der Kadaver landete in Arnsberg auf dem Tisch des staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes, wo Tierpathologe Dr. Christian Peters eine Obduktion des Tierleichnams vornahm. Seit Mittwoch nun steht fest, dass das Kaninchenweibchen aus dem Stall am Mallnitzer Weg seinen Kopf äußerst brutal und bei lebendigem Leib verlor. Der Täter muss das Tier dabei mit deutlicher Gewalt festgehalten und dann mit einem scharfen Gegenstand gearbeitet haben: Dr. Peters diagnostizierte einen glatten Schnitt, diverse Rippenbrüche und Quetschungen. Wo das Blut blieb ("Das sind rund 300 Milliliter") konnte der Veterinär nicht klären, und auch Ingrid Laun-Keller rätselt. "Das muss doch wie Teufel gespritzt haben. Aber vielleicht hat er das Tier ja nicht vor Ort getötet, sondern später wieder dort abgelegt."

Die betroffenen Familien sind geschockt, können nicht begreifen, wie man so etwas tun kann. "Warum?", fragt Eva C[.] aus dem Stadtteil Annen traurig. In ihrem Garten schlug der Unbekannte Ende Januar zu. Auch die Wittener Hobbyzüchter sind längst in heller Aufregung. "Ganz klar, wir reden schon viel drüber", sagt Jörg Wellenkötter. Der Vorsitzende der Ortsgruppe W 463 in Witten-Rüdinghausen fragt sich auch, wann es wohl ein Vereinsmitglied trifft – und noch viel mehr, was das Motiv des Täters sein könnte. "Wenn's ihm um einen leckeren Braten ginge, würde er die Tiere ja mitnehmen."

Hahn, Taube, gehörnter Bock

Hat er aber nicht, und deshalb waren irgendwann auch die Gerüchte über einen satanistischen Hintergrund im Umlauf. "Da wurde von schwarzen Messen gesprochen und so", sagt Ingrid Laun-Keller. Gemunkelt wurde auch, dass die Tatorte, wenn man sie denn auf einem Stadtplan mit Linien verbindet, das in Satanistenkreisen hoch geschätzte Pentagramm, also einen Fünfstern, ergeben. "Das habe ich jetzt sogar geprüft. So weit ist es schon. Aber das kann alles sein, von mir aus auch das Haus vom Nikolaus."

Was aber ist dran an den Gerüchten? "Eher nichts", wiegelt Ingolf Christansen ab. Er ist Beauftragter für Weltanschauungsfragen der ev.-luth. Kirche und gilt als der protestantische Satanismusexperte schlechthin. "Kaninchen spielen in diesen Kreisen eher keine Rolle." Bevorzugt würde zu Hahn, Taube oder gehörntem Bock gegriffen.

Doch verharmlosen will Christiansen die Wittener Vorfälle in keinem Fall. "Ich erkenne keine ernsthafte okkulte Handlung", sagt der Göttinger, "aber es könnte sich um einen krankhaften Tätertypen mit perversen Neigungen handeln."

Der Westen, 6. Februar 2008
Kaninchenmörder von Witten bleibt Phantom

Von Jürgen Augstein

Witten/Dortmund. Die mysteriösen Kaninchenmorde von Witten und Dortmund bleiben vorerst ungeklärt. [...]

Der Westen, 16.06.2008
Im Ruhrgebiet fast 30 geköpfte Tiere aufgefunden

Soko soll Kaninchenmorde aufklären

Tierbesitzer im Ruhrgebiet leben seit fast einem Jahr in Angst, weil ein Unbekannter dort vor allem Kaninchen, aber auch Vögel köpft. Polizei hat jetzt eine Sonderkommission zur Klärung der Taten gebildet.

[...]Seit bald einem Jahr beschäftigt ein Tier-Mörder die Ermittler im Ruhrgebiet. "Der Unbekannte hat in Bochum, Dortmund, Witten und Herdecke bislang mindestens 21 Kaninchen, drei Hühner, zwei Wildenten, einen Schwan und eine Taube geköpft", berichtete Schütte. "Zusätzlich sind fünf Kaninchen und zwei Hühner spurlos verschwunden."

WDR, Panorama, 17.04.2008
"Die Kinder weinen!"

Von Kristian Frigelj

Im Ruhrgebiet treibt ein grausamer Kaninchenmörder sein Unwesen. Züchter sind in Panik, die Polizei ist bisher erfolglos. Dabei eilt die Aufklärung mehr als man denkt, warnen Psychologen

Willi Naumann hält den Aufenthaltsort seiner hundert Kaninchen geheim. Er lässt sich auch nicht mehr mit seinen mümmelnden "Thüringern" und "Weißen Neuseeländern" filmen. Sie sind irgendwo bei Witten. Es geht ihnen gut, soviel darf man wissen. "Letztens war die BBC da. Denen habe ich gesagt: Sie können sich auf den Kopf stellen, aber Sie werden keinen Züchter finden, der sich am Stall äußert. Die Züchter haben Angst, dass etwas von der Umgebung zu erkennen ist", sagt Naumann. Er ist 61 Jahre alt, Vorsitzender der "Kreisgruppe der Kaninchenzüchter Ennepe-Ruhr Ost" und fürchtet ebenso wie etliche seiner Vereinskollegen, dass dieser Verrückte auf den Gedanken kommen könnte, sein Gemetzel in ihren Ställen fortzusetzen. Der Verrückte – es gibt kein anderes Thema bei den Kaninchenzüchtern in ganz Ennepe-Ruhr Ost.

Seit fast einem Jahr verzeichnet die zuständige Polizei in Bochum eine bizarre Tötungsserie: In privaten Gehegen werden Kaninchen enthauptet, Köpfe und Blut verschwinden, ausgeblutete Kadaver hängen am Zaun, Kinder weinen. In Witten wurden an zehn Tatorten über 20 Tiere getötet und – im wahrsten Sinne des Wortes – teilweise gestohlen. Auch Hühner wurden geköpft. In der Nachbarstadt Dortmund zählt die Polizei seit Januar 18 enthauptete und verschwundene Kaninchen.

Inmitten vieler Spekulationen findet sich ein bedrückender Verdacht: Kriminalpsychologen halten es für möglich, dass sich in Witten ein künftiger Menschenmörder offenbart. "Das Risiko, dass er Gewalt gegen Menschen anwendet, ist enorm", sagt der Kriminalpsychologe und Experte für Serientäter aus Essen, Christian Lüdke. Die Polizeibehörde in Bochum kann vieles über Sadismus an Tieren erzählen, das ist bei den Kollegen in Berlin, Düsseldorf oder München nicht anders. "Menschen können schon sehr grausam sein, grausamer als Tiere", sagt Bochums Polizeisprecher Volker Schütte. Ein Hundebesitzer habe einmal seinen nicht gehorchenden Vierbeiner ans Motorrad angeleint und 500 Meter mitgeschleift. Einer Katze sei ein Kanonenschlag an den Bauch gebunden und der Böller gezündet worden. Oft würden Haustiere im Rhein-Herne-Kanal ertränkt. [...] Beim vorerst letzten Fall im Mai erschienen gleich Kollegen von der Spurensicherung im Garten; das Kaninchen wurde obduziert. [...]

Natürlich denkt man in Witten schnell an Satanisten. Dort hat sich in die städtische Seele das Teufelsanbeterpaar Manuel und Daniel R. eingenistet. Sie töteten vor sieben Jahren einen Bekannten, auf "Befehl des Satans." Der Prozess vor dem Landgericht Bochum gewährte Einblicke in eine bizarre Unterwelt von Satansverehrern und Friedhofsgängern im Ruhrgebiet.

Die Polizei konsultierte Sektenbeauftragte und hält die Satanisten-Variante mittlerweile für abwegig, weil szenetypische Zeichen fehlen. Man vermutet etwas anderes. "Er will uns irgendetwas zeigen", sagt Schütte. Andernfalls hätte der Täter die Tiere in einer Zoohandlung kaufen und unbemerkt zu Hause töten können. Unter Psychologen und Forensikern sind Tiertötungen in Serie ein bedeutendes Zeichen. Die meisten Serienmörder und Triebtäter haben sich vor ihrer Tat an Tieren vergangen. Experten verweisen aber auch auf die Tatsache, dass nicht jeder Tiermord zu einem Menschenmord führt.

Der Psychotherapeut Christian Lüdke indes ist beunruhigt. "Er hat Lust am Töten und möchte Macht über Leben und Tod haben"; sagt Lüdke über den Täter in Witten. Er hat in seiner Laufbahn zahlreiche Triebtäter in der Forensik in Lippstadt-Eickelborn kennengelernt. Für ihn geben die Vorfälle in Witten trotz räumlicher Ferne klare Anhaltspunkte für ein Profil: Es handele sich offenbar um einen Mann mittleren Alters zwischen 25 und 45 Jahren, offenbar leide er unter einer schweren Persönlichkeits- und Beziehungsstörung, es gehe darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Er nehme die Kaninchenköpfe mit, "um den Tatrausch zu verlängern. Ich würde auf einen Insider tippen", sagt der Psychotherapeut. Dies wiederum hält Kaninchenzüchter Willi Naumann eher für abwegig: "Glauben Sie, dass jemand, der 30 Jahre Kaninchen gezüchtet hat, die plötzlich abmurkst", fragt der Kleintierfreund.

WamS, 22. Juni 2008
Flo Rida Tierquäler?

Offenbar hat Flo Rida was gegen Kaninchen. Er war auf einer Promo-Tour für sein neues Album R.O.O.T.S. unterwegs in den USA. Dann ist er angeblich irgendwo in Florida aus dem Tourbus gestiegen und hat ohne Grund ein Kaninchen getötet. Zwei Zeugen wollen das ganze beobachtet haben und haben den Tierschutzverein angerufen. Jetzt ermittelt die Polizei in dem Fall Kaninchenmord. Flo Rida bestreitet die Vorwürfe.

Das Ding, 29.03.2009
Zieht die Justiz dem Hasen-Killer die Löffel lang?

MITTE – Kaninchenmord in der Kunstgalerie: Ein "Künstler" läßt vor Zuschauern zwei Kaninchen das Genick brechen, ihnen die Köpfe abhacken und in Formaldehyd einlegen.
[...] Jetzt gibt es die ersten Strafanzeigen. [...] Grünen-Tierschutzexpertin Claudia Hämmerling: "Der Mann hatte zum Töten der Kaninchen keinen Grund." Sie erstattete auf dem Polizeiabschnitt 53 Anzeige wegen Tierquälerei gegen den "Künstler" Falk Richwien (43). "Der Mann verdient eine ordentliche Strafe." [...] "Eine ausgemachte Perversität",nennt Tierschützer Uwe Schmidt (CDU) die Aktion. "Der Senat muß jeden weiteren Versuch stoppen." Am Donnerstag will seine Partei den Fall in den Gesundheitsausschuß bringen.
Auch der Tierschutzverein Berlin hat Strafanzeige gestellt, will zudem das Veterinäramt einschalten. Sprecher Marcel Gäding: "Der angekündigte Verzehr der toten Kaninchen am Freitag muß unterbunden werden."

BZ, 21. Februar 2006
POL-BO: Bochum
Ohne Kopf und ohne Blutanhaftungen – Tote Wildente gefunden
04.04.2008

Bochum-Werne (ots) – Am heutigen 4. April wird eine Streifwagenbesatzung der Polizeiwache Bochum-Langendreer zu einem an der Straße "Nörenbergskamp" im Stadtteil Werne gelegenen Haus gerufen. Dort hatte eine Bewohnerin am 2. April (Mittwoch), gegen 07.15 Uhr, eine tote Wildente im Vorgarten entdeckt. Der Kopf des Tieres war abgetrennt worden und Blutanhaftungen waren nur geringfügig zu erkennen. Federn, die auf einen Kampf mit einem anderen Tier hindeuten, wurden am Auffindeort ebenso wenig gefunden wie der Kopf der Ente. Bedingt durch die heutige überregionale Berichterstattung über die "Wittener Kaninchenmorde" sahen die Eigentümer einen möglichen Zusammenhang und informierten die Polizei. [...]

Volker Schütte
Polizeipräsidium Bochum
Und bereits 1954 war im Spiegel von "Kaninchenmord" zu lesen:
Kaninchen /Seuchen

Viren kamen mit der Post

Medizin-Professor Paul-Armand Delille, der im schönen Eure-Tal das beschauliche Leben eines französischen Landedelmannes führte, vermochte nicht einzusehen, daß den wilden Kaninchen nicht beizukommen sein sollte, die auf seinem 300-Hektar-Besitz Maillebois die Kulturen durchwühlten und benagten.

Als die landläufigen Bekämpfungsmittel versagten, erinnerte sich der eigensinnige Professor an die sensationelle Methode, mit der die Australier ihre Kaninchenplage gemeistert hatten. Australische Regierungsbeamte hatten die Tiere mit Viren der Myxomatose (Kaninchenpest) geimpft. 900 Millionen australische Wildkaninchen waren eingegangen, nur 100 Millionen überlebten.

Mit der Post ließ sich Professor Delille eine Sendung Myxomatose-Viren in sein Landhaus schicken, griff sich einige auf seinem Anwesen herumhoppelnde Kaninchen, stieß ihnen eine Spritze mit Viren unter das Fell und ließ sie wieder laufen. Das war 1952.

Vergangene Woche stand er im Gerichtssaal des normannischen Städtchens Dreux. Eine Vereinigung von Industriellen, Jagd- und Lebensmittel-Verbänden verlangt die Zahlung einer ungeheuren Schadenersatz-Summe: 60 Milliarden Franc – rund 720 Millionen Mark.

Denn damals waren nicht nur die Kaninchen auf Professor Delilles Besitz an der Pest eingegangen – im ganzen Departement Eure-et-Loire machte sich kein einziges Wildkaninchen mehr bemerkbar. Vermutlich hatten Insekten die Seuche von Delilles Kaninchen auf Kaninchen außerhalb der Gutsmauern übertragen. Mit der Geschwindigkeit eines Steppenbrandes breitete sich die Seuche weiter aus.

Zunächst waren die Bauern über das unerwartete Kaninchensterben erfreut. Sie kamen aus den abgelegensten Ecken Frankreichs in das Eure-Tal, erwarben sterbende Kaninchen und setzten sie auf ihren heimatlichen Feldern wieder aus. Ein regelrechter Schwarzmarkt für verseuchte Kaninchen etablierte sich. 1500 bis 2000 Franc (18 bis 24 Mark) wurden für jedes erkrankte Tier geboten. [...] Jagdvereinigungen, Jagdhüter, Waffen- und Munitionsfabrikanten, Hut- und Filzindustrielle, Lebensmittelgeschäftsverbände, Gastwirte und Hoteliers schlossen sich ihm an und machten eine recht umfangreiche Rechnung auf. So etwa: 180 Millionen Kilo Kaninchenfleisch werden jährlich in französischen Pfannen verbraten, rund 650 Tonnen Kaninchenfelle werden exportiert, 12 Millionen Felle gegerbt und der Pelzverarbeitung zugeführt. Hutmacher und Webereien verbrauchen jährlich Kaninchenhaare von 25 Millionen Fellen, und die Gemeinden kassieren Gebühren für 1 800 000 Jagdscheine von Kaninchen-Schützen. [...] Die französische Kaninchenjagd wird nämlich dadurch legitimiert, daß die Kaninchen von Amts wegen als "schädliche Tiere" gelten. Darüber hinaus sind Frankreichs Wildkaninchen – wie das andere Wild – juristisch "res nullius": sie gehören niemand und jedem. Wer einen Jagdschein besitzt, kann sie – außerhalb direkt verpachteter Gebiete – nach Belieben abschießen. [...] Jeder, der sich durch den Kaninchenmord irgendwie indirekt geschädigt fühlt, könnte Regreßansprüche anmelden. [...]

Delilles Verteidiger Garçon stellte dem Sonntagsvergnügen der Jäger die Missetaten der Kaninchen gegenüber: "Vergessen Sie nicht, daß 20 Kaninchen so viel fressen wie eine Kuh." Die volkswirtschaftliche Schadensrechnung, behauptete er, übersteige bei weitem die Gewinnrechnung der Kaninchen-Interessenten. [...]

Der Spiegel 29/1954 vom 14.07.1954, Seite 27
Während Dane Komljen den "Preis von Branko" für junge Dichter für die Gedichtsammlung "Kaninchenmörder" erhielt (Radio Srbija, 26.08.08), findet sich der eher umgangssprachliche Terminus "Karnickelmörder" in der Presse lediglich in einem "Interview" mit dem fiktiven SPD-Abgeordneten Mierscheid:
Mierscheid: Da können viele dahinter stecken. Ich bin seit 1979 immer wieder ohne jede Gegenstimme in den Bundestag gekommen. Aber im westlichen Hunsrück passierten in letzter Zeit merkwürdige Dinge, zum Beispiel ging da ein Karnickelmörder um. Meine Kollegen im Kleintierverein waren ganz beunruhigt. Die Kripo war auch schon da. Mit meinen guten Kontakten zum Otto haben wir die Sache dann aufgeklärt.

SPIEGEL ONLINE: Wer steckte hinter den Anschlägen?

Mierscheid: Darüber kann ich leider nicht sprechen. Aber ich sage Ihnen: Nach mir wurden Restaurants und Gesetze benannt. Ich war überall beliebt und anerkannt, aber manchen stört das halt.

SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie der Union im Ernst das Fälschen von Austrittserklärungen und Kaninchenmord unterstellen?

Mierscheid: Junger Mann, ich unterstelle gar nichts. Mit den Schwarzen im Hunsrück bin ich immer gut ausgekommen. Da trifft man sich sonntags in der Heiligen Messe und hinterher zum Frühschoppen. Bei uns gilt: Leben und leben lassen. Eine Koalition mit der Union sollten wir deshalb keineswegs ausschließen.

SPIEGEL ONLINE: Könnte Oskar Lafontaine dahinter stecken?

Mierscheid: Mit den Kaninchenmorden hat er wohl nichts zu tun. [...]

Spiegel, "Mierscheid schließt nichts aus", 13. 07. 2005,


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Verhaftung
Festnahme bei Fahndung nach Kaninchenkiller
Nachrichten, 15.05.2009, DerWesten, 0 Kommentare, Trackback-URL
Dortmund. Der lang gesuchte Kaninchenkiller könnte der Polizei ins Netz gegangen sein. In Dortmund ist ein 26-jähriger Mann festgenommen worden, in dessen Wohnung zahlreiche verrottete Kadaver und lebende Tiere gefunden wurden. Seit anderthalb Jahren wurden in der Stadt Kaninchen abgeschlachtet.

Eine Serie blutiger Tiertötungen im Ruhrgebiet steht offenbar vor der Aufklärung. Die Dortmunder Polizei nahm am Freitagmorgen einen 26-jährigen Mann fest. Er steht unter dringendem Tatverdacht, in den vergangenen 16 Monaten im Raum Dortmund mindestens 23-mal bei Kaninchenzüchtern eingebrochen und mindestens 58 Tiere getötet zu haben. Zahlreiche weitere Tiere wurden gestohlen.

Die mysteriöse Verbrechensserie hatten in Dortmund für beträchtliche Unruhe gesorgt. «Die Geschichte ist sehr grausam», betonte Polizeisprecher Manfred Radecke. Immer wieder seien in den vergangenen Monaten in der Ruhrgebietsstadt Zuchtkaninchen nachts von einem Unbekannten geköpft worden. Häufig fing der Täter das Blut der Tiere auf und nahm nur die Köpfe mit. In anderen Fällen verschwanden Tiere völlig.
Satanistischer Hintergrund nicht auszuschließen

Ein satanistischer Hintergrund sei angesichts des aufgefangenen Blutes und der abgetrennten Köpfe nicht auszuschließen. Doch sei dies bislang reine Spekulation, betonte der Polizist. Obwohl der Täter immer wieder zuschlug, tappte die Polizei lange Zeit bei ihrer Suche völlig im Dunklen

«Nie hat jemand irgendetwas gesehen. Wir hatten null Spuren. Das macht einen als Ermittler total irre», sagte Radecke. Die Bochumer Polizei richtete zeitweise sogar eine «Ermittlungskommission Tierschutz» ein und befragte über 150 Wittener, weil es dort bereits 2007 ähnliche Fälle gegeben hatte. Ohne Erfolg.
Immer häufiger zugeschlagen

Einen konkreten Ermittlungsansatz erhielten die Fahnder erst, als der Unbekannte seine Taten immer mehr auf den Dortmunder Osten konzentrierte und gleichzeitig den Rhythmus seiner Einbrüche beschleunigte. Lagen anfangs oft Wochen zwischen den Taten, schlug der Tiermörder am vergangenen Wochenende jeden Tag zu.

Die Polizei begann daraufhin das Gebiet genauer zu überwachen. Offenbar mit Erfolg: Am Freitagmorgen gegen 2 Uhr nahm sie einen 26-jährigen Dortmunder fest, als er gerade zwei Tiertransportboxen mit 11 Meerschweinchen in seine Wohnung bringen wollte. Bei der Durchsuchung der Mietwohnung entdeckten die Beamten dann zahlreiche Tierkadaver, aber auch lebende Tiere.
Verwahrloste Wohnung

Die Wohnung war nach Angaben der Polizei so verwahrlost, dass sie von der Feuerwehr in Schutzanzügen und mit Atemgeräten geräumt werden musste. Zwei Mitbewohner – die Mutter und die Schwester des Tatverdächtigen – wurden zur medizinischen Untersuchung in Krankhäuser gebracht. Die lebenden Tiere wurden in die Obhut des Tierheims gegeben.

Wieso niemand aus dem Mietshaus angesichts des Verwesungsgestanks der toten Tiere früher die Polizei alarmiert habe, sei noch unklar, sagte der Polizeisprecher. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft erwägt eine psychiatrische Unterbringung des Tatverdächtigen. Rein rechtlich stellen die Taten eine Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und können mit Geldstrafen, aber auch mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr geahndet werden. Allerdings könne sich durch die Vielzahl der Taten hier auch eine höhere Gesamtstrafe ergeben. (ddp)
http://www.derwesten.de/nachrichten/im-westen/2009/5/15/news-119834611/detail.html

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Mordserie
Keine Spur vom Kaninchenkiller
WP, 13.05.2009, Daniela Schaefer, 9 Kommentare, Trackback-URL
Dortmund. Lange Zeit war Ruhe, doch jetzt hat er wieder zugeschlagen, der Kaninchenkiller. Im Dortmunder Stadtteil Wambel wurden Anfang der Woche acht tote Kaninchen aufgefunden. Gliedmaßen waren abgetrennt, Blutspuren gab es nicht.



Um sie sorgen sich Ermittler derzeit: In Dortmund sind in den vergangenen Tagen acht Kaninchen ermordet worden. Foto: ddp

Die Taten schockieren und brechen Kinderherzen. Doch trotz der langen Serie tappt die Polizei völlig im Dunkeln. „Die Art und Weise, wie die neuen Taten begangen wurden, spricht eine eindeutige Sprache”, sagt Polizeisprecher Manfred Radecke. Er geht davon aus, dass auch die Entdeckungen vom Wochenende auf das Konto des gesuchten „Kaninchenkillers” gehen. Allerdings: „Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt, wissen wir nicht.”
Über 30 Kaninchenmorde seit Ende 2007

Nach Ermittlungen der Polizei werden fünf Kaninchen in der Nacht zum Sonntag in der Gosestraße per Genickbruch getötet, einem weiteren Mümmelmann wird der Kopf abgetrennt. Doch damit nicht genug. Stunden später – Montag 5.45 Uhr – klingelt bei den Beamten wieder das Telefon. Der Tatort: Die Gosestraße. Die Opfer: Zwei verschwundene, zwei geköpfte Kaninchen. Taten, die sich in eine Serie von 30 Kaninchenmorden, die seit Jahresende 2007 die Ermittler in Dortmund auf Trapp hält, einreihen.

Der Unbekannte enthauptet die Stallhasen in der Nacht, lässt Köpfe verschwinden oder im Gehege neben dem Rest der Tierkörper liegen. Das Mysteriöse: Einzelne Gliedmaßen werden abgetrennt, doch am Tatort findet sich kein Tropfen Blut. „Wir haben nirgends eine große Blutlache festgestellt.” Lautlos und spurlos, mobil und flexibel, das seien bislang die einzigen Merkmale des Täterprofils. Die Polizei tappt im Dunkeln. „Wir haben kein Packende, und das obwohl der Täter Verschläge aufbrechen und Zäune überqueren muss. Er wurde nie gesehen, nie gehört.”
Keine heiße Spur

Ratlos steht auch die Polizei in Bochum bis heute dem Täter gegenüber. In ihrem Revier begann die Mordserie im September 2007, zog sich von Herdecke aus entlang des Ardeygebirges über Witten bis nach Dortmund. „Fast ein Jahr lang haben wir hier in Bochum nun Ruhe vor dem Täter – Gott sei Dank”, sagt Kriminaloberkommissar Ingo Lieweries. Doch die Beamten stehen allzeit bereit. Jeden Stein hätten sie an den Tatorten und in den Nachbarschaften umgedreht. Vom Täter keine Spur. „Keine Fingerabdrücke, keine DNA-Rückstände, keine Fußspuren.”

Gerüchte um Teufelsanbeter, die Kaninchen opfern, werden nach den ersten Taten laut. „Denkbar ist alles”, sagt Radecke. Glauben mag er den Gerüchten nicht. „Da haben wir keinerlei Hinweise für.”

Wie ein Mensch so grausame Taten begehen kann, darüber schütteln die Ermittler den Kopf. „Was allein Kindern angetan wird”, sagt Radecke. „Tiere sind in einem bestimmten Alter für Kinder das Liebste. Abends füttern sie ihre Lieblinge noch, morgens schreien sie am Stall nach Mama und Papa, weil ihr kleines Kaninchen dort tot liegt.”
Opfer von Menschen

Dass Marder oder Füchse die Hasen auf dem Gewissen haben könnten, schließt Radecke aus. „Die Taten sind von Menschenhand. Die Köpfe sind mit einem glatten Schnitt abgetrennt.” Seit 16 Jahren ist Radecke Sprecher in Dortmund. „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nie erlebt, und ich glaube auch nicht, dass so etwas je zuvor stattfand.”

http://www.derwesten.de/nachrichten/wp/2009/5/13/news-119618211/detail.html
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Kaninchen in Dortmund getötet
Witten, 24.11.2008, Redaktion Witten, 0 Kommentare, Trackback-URL
Länger war es ruhig geworden um den Kaninchenmörder. Jetzt hat er offenbar wieder zugeschlagen – diesmal in Dortmund.

Dort wurden – wie die Polizei erst heute (24.11.) mitteilte – bereits in der Nacht zu Sonntag (23.11.) zwei Kaninchen im Gehege eines Gartens in Dortmund-Höchsten getötet. Beiden Tieren hatten unbekannte Täter die Köpfe abgetrennt. Die Polizei rechnet die Tat der mysteriösen Mordserie zu, die seit Juni 2007 Halter und Ermittler beschäftigt.

In beiden Städten wurden bisher über 20 Tiere ermordet. In Witten und Dortmund war es während der letzten Wochen still geworden um den brutalen Killer. Zuletzt war in Witten ein Meerschweinchen zu Tode gekommen. Hier hatte die Obduktion allerdings ergeben, dass es eines natürlichen Todes gestorben war.

Im Falle der getöteten Kaninchen glaubt die Polizei an einen Serientäter. Wildfraß durch ein anderes Tier hatte sie ebenso wie eine andere natürliche Todesursache stets ausgeschlossen. In Witten wurde sogar eine eigene Ermittlungskommission eingesetzt.

Die Dortmunder Polizei bittet Zeugen im jüngsten Fall unter der Rufnummer 0231/132-11 21 um Hinweise.
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/witten/2008/11/24/news-93372651/detail.html
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Nicht mal eine kleine Spur
Witten, 17.06.2008, Jürgen Augstein, 0 Kommentare, Trackback-URL
Sie haben „rauf- und runterermittelt”, unzählige Zeugen befragt, tagelang im Internet recherchiert und sogar Satanisten-Expertinnen hinzugezogen. Doch es nützte alles nichts. Die Ermittlungskommission „Tierschutz” hat den brutalen Kaninchenmörder von Witten nicht gefunden.

Die fünf erfahrenen Beamten, die seit Mitte April eigene Büros in der Wache an der Casinostraße bezogen haben, kehren wieder in ihre alten Dienststellen zurück. Was aber nicht bedeute, dass die EK aufgelöst werde, wie ihr Leiter Heinrich-Werner Scholz (53) betont. Sobald es neue Ermittlungsansätze gebe, „stehen wir Gewehr bei Fuß”. In den letzten zwei Monaten hatten die Fahnder „über 300 Kontakte” mit Bürgern rund um die Tatorte. Die Bilanz: „Niemand hat etwas gesehen.” Meistens schlugen der oder die Täter nachts in Gärten an der Ardeystraße zu, seit Mai insgesamt zehnmal. Elf Kaninchen wurden geköpft, sechs gestohlen. Am Wochenende sollen wieder zwei Kaninchen, diesmal aber auch zusätzlich noch Meerschweinchen, als vermisst gemeldet worden sein. Nur im Fall der fünf Hühner „Auf der Klippe”- zwei wurden enthauptet, drei verschwanden – schließen die Ermittler nicht aus, dass ein anderes Tier im Spiel war, vielleicht ein Fuchs. In allen anderen Fällen gehen sie von menschlicher Gewalt aus. Stets fehlten Blutspuren. Waren es möglicherweise doch Satanisten aus Witten? Dafür spreche bisher wenig, meinen die Ermittler. „Sie hinterlassen zum Beispiel Zeichen wie drei Sechsen.” Unklar ist, ob ein Zusammenhang zu anderen Taten, etwa in Dortmund, besteht. Insgesamt wurden bereits über 40 Tiere getötet. Tierschützer haben die Belohnung auf 2500 Euro aufgestockt.

http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/witten/2008/6/17/news-56194711/detail.html
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Kaninchenripper schockt Schüler
Herdecke, 01.04.2008, 0 Kommentare, Trackback-URL
Herdecke. (sfr) Der "Kaninchenripper" hat in Herdecke zugeschlagen. Schüler fanden gestern gegen 10.15 Uhr den Rumpf eines Kaninchens in einer Weitsprunggrube der Albert-Schweitzer-Schule. Der Kopf fehlte. ...

... "Meine Tochter war geschockt", berichtet die Mutter einer Schülerin über den grausigen Fund. "Mitschüler haben das Kaninchen gefunden. Einige haben sich geekelt, andere haben sich darüber lustig gemacht", ergänzt ihre Tochter. Ein Lehrer habe das Kaninchen dann "entsorgt". Die Polizei wurde hinzugerufen – schließlich könnte die Tat im Zusammenhang mit dem "Kaninchenripper" stehen, der mehr als 20 Kaninchen in der Umgebung – in Witten und in Dortmund – geköpft hatte.
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/herdecke/2008/4/1/news-34603866/detail.html
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Kaninchenmörder schlagen zum vierten Mal zu
Witten, 28.12.2007, Redaktion Witten, 0 Kommentare, Trackback-URL
Wieder wurde ein Kaninchen bestialisch getötet.

„Gut, dass die Nachbarskinder sie nicht gefunden haben.” Als Eva C[.] (26) aus Annen am Donnerstagabend ihre beiden Kaninchen füttern wollte, lagen sie tot im Garten. Dem Weibchen hatten die Täter – ähnlich wie in drei vorausgegangenen Fällen im Stadtgebiet – den Kopf abgerissen und ihn mitgenommen. Und wieder wurde kein Tropfen Blut am Tatort entdeckt. Wittener Züchter können inzwischen kaum noch ruhig schlafen. Seit September sind die unheimlichen Kaninchenkiller unterwegs. Erst vor zehn Tagen hatten sie ein junges Tier an der Crengeldanzstraße enthauptet. Nun schlugen die Täter am „Wittener Bruch” zu. Das drei Jahre alte Angorakaninchen „Marianne” lag mit abgerissenem Kopf mitten im Gehege, Fussel, das Männchen, tot im Stall – ohne sichtbare Verletzungen. „Wir wissen nicht, ob Fussel einen Genickbruch erlitten hat oder vor Angst eingegangen ist”, sagt Eva C[.]. Er werde von einem Tierarzt untersucht. „Merkwürdig” findet es die Studentin, dass wie auch in den früheren Fällen keinerlei Blut zu sehen war. „Ich dachte ja erst, die Kaninchen seien vielleicht von einem anderen Tier gerissen woren. Aber dafür war alles viel zu sauber.” Die Täter hatten offenbar einen günstigen Zeitpunkt erwischt. Nachdem Eva C[.] ihre Tiere aus Angst vorübergehend in einer Gartenhütte eingesperrt hatte, hatte sie sie jetzt wieder rausgesetzt. „Das wurde ihnen zum Verhängnis”, sagt sie traurig. Die Polizei kann bald eine Sonderkommission „Kaninchen” bilden. Im September nahm die mysteriöse Mordserie an der Ardeystraße ihren Anfang. Dort wurden zwei Hauskaninchen die Köpfe abgeschlagen. Ende November geschah das Gleiche an der Straße „Brink”, wo zwei weitere Tiere gestohlen wurden. Besonders grausam: Der Täter brachten damals ein Kaninchen wieder zurück – ebenfalls ohne Kopf. Am 18. Dezember folgte Tat Nummer drei an der Crengeldanzstraße. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen und sucht dringend Zeugen. Ob die Taten womöglich in Zusammenhang mit okkulten Handlungen und Satanismus stehen, wird weiterhin nicht ausgeschlossen. „Das kann, muss aber nicht sein”, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Eine Wittener Aussteigerberaterin, die anfangs von Tätern aus dieser Szene ausgegangen war, glaubt inzwischen nicht mehr unbedingt daran. Ihr sei kein Fall aus dem Satanismus mit einer solchen Häufigkeit und Zielstrebigkeit bekannt, sagt die Expertin. „Je öfter das passiert, desto eher denke ich an einen Psychopathen.” Vier Taten in vier Monaten – „das ist nach meiner Erfahrung im Satanismus so nicht vorgekommen.” Aussteiger berichteten eher von einmaligen Mutproben, Opfergaben oder Blutritualen. Sie könnten beispielsweise Mittelpunkt einer „jugendzentrierten” schwarzen Messer sein. Außerdem würden Tiere eher mitgenommen, um dann während der okkulten Handlungen getötet zu werden. „Aber ich kann mich auch täuschen. Es gibt immer neue Facetten.”

Das Kaninchen, das in Herdecke gefunden wurde, war blutleer. "So war es auch in den anderen Fällen, in denen der Kaninchenripper zugeschlagen hat", sagt Polizeisprecher Dietmar Trust. Einziger Unterschied: Während in den 20 anderen Fällen der Rumpf zurück in den Stall gelegt wurde, aus dem das Tier verschwand, gehörte das tote Kaninchen von Herdecke nicht zur Schule. "Wir haben den Besitzer noch nicht gefunden. Ich gehe davon aus, dass er sich heute bei uns meldet, wenn er Zeitung gelesen hat", so Dietmar Trust.

Die seltsamen Kaninchen-Morde beschäftigen die Polizei in Bochum schon seit Juni letzten Jahres. Inzwischen werden dem oder den Tätern 20 tote und fünf vermisste Kaninchen zugeschrieben. "Wir gehen davon aus, dass es sich nicht um Trittbrettfahrer handelt, sondern um ein und denselben Täter", sagt der Bochumer Polizeisprecher Volker Schütte, der auch für Witten zuständig ist. Er bittet die Herdecker nun: "Wer Menschen beobachtet, die offenbar gezielt Gärten beobachten, melden Sie sich bitte." Denn eines ist ihm ein Rätsel: Wie der Täter die Kaninchenställe überhaupt findet, aus denen er die Opfer entnimmt.

http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/witten/2007/12/28/news-12919957/detail.html
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Tatorte in Witten
Soko macht Jagd auf den Kaninchenkiller
Witten, 24.04.2008, Jürgen Augstein, 11 Kommentare, Trackback-URL
Witten. Fünf Beamte jagen in der "EK Tierschutz" den Wittener Kaninchenmörder. Ein kleiner grüner Zettel in der Wittener Wache weist auf eine Premiere bei der NRW-Polizei hin: Hinter dieser Glastür hat die „EK Tierschutz” ihren neuen Sitz.

Ermittlungskommissionen – die gibt es sonst bei Morden an Menschen, Entführungen oder Serienvergewaltigern. Aber eine Tierschutz-Soko? Dass es so etwas schon einmal in NRW gab, daran kann sich auch ihr Leiter, der Erste Hauptkommissar Heinz-Werner Scholz (53), beim besten Willen nicht erinnern.



Heinz-Werner Scholz und seine Kollegen jagen den Kaninchenmörder. Foto: Werner Liesenhoff

An der Wand hinter seinem Schreibtisch hängen die Fotos getöteter Kaninchen und ein Stadtplan mit grünen Pfeilen. Sie markieren die neun Wittener Tatorte – alle rund um die Ardeystraße zwischen Husemannstraße und Herdecker Straße. Das erste geköpfte Kaninchen wurde im Mai 2007 „Am Schichtmeister” entdeckt, die letzten toten Tiere – zwei enthauptete Hühner – im April 2008 „Auf der Klippe”. Scholz spricht von einem örtlichen und zeitlichen Zusammenhang – für ihn ein Indiz, dass es sich bei den Wittener Taten um eine Serie handelt. Bei allen 23 getöteten Tieren fehlten Köpfe und Blutspuren. Ob dieselben Täter in Herdecke, Dortmund und Bochum am Werke waren, schließt er zwar nicht aus. Doch allein das ähnliche Tatmuster ist für ihn kein Beweis. Zumindest bei den fünf toten Vögeln in Bochum hat Scholz große Zweifel. „Haben Sie schon mal einer Wildtaube den Kopf abgerissen? Die muss man erst mal kriegen.” Hier könne es auch eine normale Todesursache geben.

Die Sonderkommission konzentriert sich auf die Tatorte in Witten. Für die Beamten ist nun Außendienst angesagt. Viele Anwohner und Nachbarn wollen befragt werden. „Uns kommt es darauf an, ob jemand etwas gesehen hat”, sagt Scholz. „Wir hoffen, dass sich jemand an einen erinnert, der sich tagsüber vielleicht umgeschaut hat” – um die Gärten mit den Ställen auszubaldowern. Zugeschlagen haben die Täter nachts – ein Grund, warum es kaum brauchbare Hinweise gibt. Es sei eine Frage der Zeit, bis jemand den entscheidenden Tipp gebe. Die Soko setzt sich aus ganz verschiedenen Ermittlern zusammen: Einer arbeitet sonst bei der Kriminalitätsvorbeugung, ein anderer beim Staatsschutz, wo er sich auch um Satanismus kümmern muss.

Dass Satanisten am Werk sind, dafür sieht Scholz keinen Anhaltspunkt. Doch wofür braucht der Täter das Blut? Und was ist sein Motiv? „Wenn wir das wüssten, wären wir schon weiter.” Der Polizist vermutet, dass es sich bei dem Täter um einen Wittener handelt. Dass für ihn das Feld hier bereits abgegrast sein könnte, hält Scholz für Spekulation. „Die Ardeystraße ist lang.”

http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/witten/2008/4/24/news-40506694/detail.html
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Sozialistische Tageszeitung • Dienstag, 19. Mai 2009
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Feuilleton
09.05.2009
Der unlösbare Gefühlsknoten
»Backstage. Ulrich Matthes«. Ein Gesprächsbuch von Michael Eberth
Von Gunnar Decker

Manchmal genügen wenige Szenen, einen Menschen zu beschreiben. Vielleicht diese: Der junge Schauspieler Ulrich Matthes kommt an die Freie Volksbühne in Berlin zu einem Vorsprechen bei Arie Zinger. Der ist nicht viel älter als er und ein Vertreter des radikalen Regietheaters. »Er hatte mich gefragt, was ich ihm zeigen will, ich hatte ihm aufgezählt, welche Rollen ich vorbereitet hatte, wie man das eben macht, und er hatte gesagt: ´Das interessiert mich alles nicht. Das ist mir zu langweilig. Aber in der Ecke hockt ein Kaninchen. Bring das mal um.«


Dies ist eine Bewerbungssituation, also geht der junge Mensch zum Kaninchen. Das spielt in irgendeiner Produktion mit und hat darum in einer Bühnenecke seinen Käfig. Er steht davor und macht – nichts. Der Radikalismo-Regisseur: »Das ist mir alles zu langweilig! Dir fällt wohl nichts ein! Danke sehr, das war's!«

Das ist Matthes geblieben: einer der mitspielen will, aber nicht um jeden Preis. Heute ärgert er sich, diesem geistigen Anstifter zum Kaninchenmord nicht gesagt zu haben, was er von solcherart Pseudo-Radikalität hält.

Aber für manches ist ja auch im Nachhinein noch Gelegenheit. So in diesem Gesprächsbuch »Backstage Ulrich Matthes« aus dem Verlag Theater der Zeit (120 S., engl. Broschur, 15 ¤), der damit eine neue Gesprächsbuchreihe eröffnet. Ein schlanker, in seiner gelungenen Funktionalität auch schöner Band, halb Dossier, halb Bildband im Kleinen. In Michael Eberth hat Matthes einen Fragesteller zur Seite, der als Dramaturg (München, Düsseldorf, Hamburg, Salzburger Festspiele, auch am Deutschen Theater) ein Insider der (west-)deutschen Theaterszene ist – was im Gespräch mit dem gebürtigen Westberliner Matthes schnell Vor- wie Nachteile offenbart. Man versteht sich, ohne sich wirklich in Frage zu stellen. Jener Energiegrad jedoch, bei dem der Funke überspringt und Unerwartetes passiert, bleibt unerreicht.

Matthes ist kein wilder Mann, er ist eher das, was man einen vernünftigen Menschen nennt. Einer, der es liebt, offen seine Meinung zu sagen, und den es auch nicht stört, dass das dann mitunter nach Klassensprecher klingt. Ein behüteter Bürgersohn, der Vater einst ein bekannter Journalist beim »Tagesspiegel«. Als Sechsjähriger lässt er sich in Cowboykluft fotografieren. Die Show-Pose lässt befürchten, hier ist jemand von sich selbst ganz und gar hingerissen.

Als dieses Foto entsteht, ist er bereits ein Kinderstar im Fernsehen. Einer, dem es am Anfang selbstverständlich vorkommt, dass sich alles um ihn dreht. Irgendwann hat diese Selbstverständlichkeit aufgehört, muss er lernen, auch Niederlagen einzustecken. Zum Glück, sonst wäre er wohl der besserwissende Narziss geblieben, vor dem er sich in der Pubertät selbst zu fürchten begann.

Matthes, der Einzelgänger. Mit starkem Selbstbewusstsein, dem das politisierte Germanistikstudium der Freien Universität in den 70er Jahren schnell auf die Nerven geht. Er sehnt sich nach dem Theater, aber jetzt anders als der zum Colt greifende Cowboy jenes Kinderfotos. Im Spiel etwas über sich selbst erfahren bedeutet, sich einer ungewissen Situation auszusetzen, herausfinden wollen, was einen mit einer Figur verbindet und was von ihr trennt. Seine besten Rollen sind darum jene vertrackt-vergrübelten Außenseiter wie Onkel Wanja bei Tschechow oder George in »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?«

Allesamt Cowboys, jedoch, nachdem sie vom Pferd gefallen sind. Da zeigt sich Matthes als Kammerschauspieler par excellence. Er vermag Intimität zu spielen, ohne privatim zu werden, eben weil er irritierbar bleibt durch das, was von außen kommt. Eine Schauspielschule besuchte er nie, ließ sich ein Jahr von Else Bongers privat unterrichten (damals schon über achtzig), jener legendären Besetzungschefin der Ufa, die auch Hildegard Knef entdeckte. Aber auch von dieser etwas altmodischen Art des Unterrichts musste er sich wieder befreien, drängte ans Theater. Mit den all den Demütigungen, die ein Debütant am Stadttheater erfährt, aber dann auch schnell mit den Triumphen, wie man sie so nur in der Provinz erlebt.

Zuerst Krefeld, wo alle Theatergängerinnen den jungen Helden lieben, der da schon weiß, dass er erotisch Männer bevorzugt. Der Weg zu diesem Coming out bleibt unbesprochen. Dann Düsseldorf. Schließlich die Berliner Schaubühne bei Andrea Breth, die ihn erst bevorzugt, dann eiskalt fallenlässt. Ihr Verdikt, er mache die ganze Aufführung kaputt, einen Tag vor der Premiere von Euripides »Orestes« gesprochen, in der er die Titelrolle spielt, verletzt ihn noch heute. Mit Vertrauensbruch kann er schwer umgehen.

Weggang von der Schaubühne Mitte der 90er, doch schnell wieder Sehnsucht nach einem Ensemble. Außenseiterambitionen. Es ist, so scheint es, jene Tschechowsche Gefühlskonstellation, lauter einander ausschließende Dinge zu wollen, die ihn zum Ausdruck treibt. In Volker Schlöndorffs »Der neunte Tag«, einem der wichtigsten deutschen Filme der letzten Jahre, spielt er einen Priester, der aus dem KZ Urlaub bekommt. Fast gleichzeitig sah man ihn als Goebbels im »Untergang«. Scharfe Kontraste – die er sucht.

Das Interessante, weil Provozierende an diesem Buch ist seine Perspektive. Den Westblick auf Stadt und Theater kann er sich nur mühsam abgewöhnen – soll er das denn überhaupt? Trifft er jedoch auf den Ostblick, ärgert ihn das wie jeden x-beliebigen Zehlendorfer Lokalpatrioten. Für ihn war die Schaubühne alles, das Schillertheater schon etwas weniger – und das Deutsche Theater? Heute ist er ein Hauptdarsteller jenes Hauses, das in der DDR Kunstleistung zum Hochleistungssport machte. Matthes, aufgewachsen mit Martin Held und Bernhard Minetti, lebt mit diesen wichtigen Erinnerungen – kann aber nur schwer anerkennen, dass es anderen mit Mühe, Böwe, Körner, Baur, Ludwig, Mann, Grashof, Düren, Esche, Piontek, Schorn, Ritter, Wachowiak etc. ebenso geht.

Leider ist Michael Eberth mehr Stichwortgeber als Widerpart in Sachen Ressentiment, so, wenn er meint, in der DDR habe sich der Schauspieler im »Besitz der Wahrheit« gewähnt, die er folglich nicht mehr suchen musste. Wenn das eine Umschreibung dafür sein soll, dass es im Osten in der Kunst immer um mehr ging als um bloße Selbstverwirklichung oder Unterhaltung, dann ist es eine schlechte Umschreibung. Tatsächlich kam im Osten Geschichte, sowohl in ihren Verheißungen wie Zerstörungspotenzialen auf die Bühne, es musste niemand krampfhaft eine Aktualität in die Tragödie erst hinein interpretieren – sie ereignete sich doch in der Realität.

Matthes beklagt im Gegenzug die »bestimmte Art von Burschikosität, von Kittelschürzenhaftigkeit« der Ost-Schauspielerinnen. Da kann er wohl kaum an Inge Keller gedacht haben, die ihm nicht nur in Sachen Kunstfertigkeit immer noch einiges voraus hat, sondern auch an Demut einem Hause gegenüber, dessen große Tradition nicht erst mit der DDR begann.

Dass sie nicht mit ihr endete, ist nun auch Matthes' Verdienst. Immer dann – auf der Bühne und außerhalb – überzeugt er, wenn er es sich schwer und nicht leicht macht. Zum Glück hat er darin einen Regisseur gefunden, der selbst gerade, trotz Krankheit, eine erstaunliche Alters-Metamorphose durchlebt: Jürgen Gosch.

Da treten dann zaghaft die großen Sinn-Fragen der Kunst heran – Eros, Krankheit, Tod. Ulrich Matthes, der am heutigen Samstag fünfzig wird, versucht Brücken in diese grundsätzlichen Regionen zu bauen, vor denen doch jeder anders allein steht, er zitiert Heiner Müller: »Kunst aber stammt aus und wurzelt in der Kommunikation mit dem Tod und den Toten. Es geht darum, dass die Toten ihren Platz bekommen.«
http://www.neues-deutschland.de/artikel/148511.der-unloesbare-gefuehlsknoten.html

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Kriminalität
Die Jagd nach dem mysteriösen Kaninchen-Ripper
(1)
Von Kristian Frigelj
28. Mai 2009, 16:44 Uhr


Seit Jahren schon sucht die Dortmunder Polizei den "Kaninchen-Ripper". Vor zwei Wochen ging den Fahndern endlich der mutmaßliche Serienmörder ins Netz. Doch die Erleichterung währte nur kur. Denn nur einen Tag nach der Festnahme des 26-Jährigen gab es ein neues Opfer.


Der Tatverdächtige gibt der Polizei immer noch Rätsel auf. Seit zwei Wochen befindet sich ein 26-jähriger Behinderter in der geschlossenen Abteilung der psychiatrischen Klinik in Dortmund-Aplerbeck und beginnt zu schweigen, sobald das Gespräch auf getötete Kaninchen kommt. „Entweder will er nichts sagen, oder er weiß nichts“, sagt ein Ermittler.
Weiterführende Links
Polizei fasst Kaninchenschlächter von Dortmund
Mann reißt Ente bei lebendigem Leib Kopf ab
Können Fische Schmerzen empfinden?

Die Beamten schwanken zwischen Hoffen und Bangen, denn es ist noch nicht klar, ob eine bundesweit einmalige Serientötung von Kaninchen endlich ein Ende gefunden hat, oder ob der wirkliche Tiermörder frei herumläuft und sich irgendwann an Menschen vergreift. In der Ruhrgebietsstadt werden seit Monaten Kaninchen brutal enthauptet. „Es gehört schon viel Kaltblütigkeit dazu, Tiere auf diese Weise zu töten“, sagt der Sprecher der Dortmunder Polizei, Manfred Radecke, auf Anfrage.

Der oder die Täter dringen unbemerkt in private Gärten ein und töten, meist ohne dass ein Tropfen Blut oder eine offensichtliche Spur zurückbleibt. Es begann vor etwa zwei Jahren in der Nachbarstadt Witten und setzte sich fort im Osten Dortmunds. Die Polizei registriert inzwischen mehr als 60 getötete und verschwundene Tiere an zwei Dutzend Tatorten.

Die für Witten zuständige Polizeibehörde in Bochum berief zeitweise eine Ermittlungskommission „Tierschutz“ ein, nach dem Vorbild einer Mordkommission. Mehrere hundert Nachbarn im Umfeld der Familien mit getöteten Kaninchen wurden befragt, doch brachte diese keine weiteren Erkenntnisse. Die Beamten schickten einmal sogar Mitarbeiter der Spurensicherung an einen Tatort schickten, um wenigstens einen winzigen Hinweis, vielleicht auf menschliches Erbgut, zu entdecken. Doch auch das brachte wenig Neues, bis auf die Erkenntnis, dass das obduzierte Kaninchen definitiv nicht von einem anderen Tier getötet worden sei.

Vor zwei Wochen, am 15. Mai, meldete dann die Dortmunder Polizei, sie habe einen Tatverdächtigen gefasst. Dabei handelt es sich um einen 26-jährigen körperlich und geistig Behinderten. Die Beamten stießen in seiner verwahrlosten, stinkenden Wohnung auf ein Müllchaos mit lebenden und verendeten Tieren. Der Mann wurde verhaftet und der Psychiatrie übergeben. Erleichterung machte sich breit, die Lokalzeitungen im Ruhrgebiet meldeten, der „Kaninchen-Ripper“ sei wohl endlich gefasst. Doch nur ein Tag nach der Festnahme wurde im Dortmunder Süden wieder ein Kaninchen enthauptet. Die Polizei geht von einem Nachahmer aus.

Denn der Verdacht gegen den 26-Jährigen hat sich erhärtet. Eine Dortmunderin, die ein enthauptetes Kaninchen zu beklagen hat, erkannte auf Polizeibildern ein Kaninchen, das zeitgleich verschwunden war und in der Wohnung des tatverdächtigen gefunden worden war. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass der Tatverdächtige womöglich nur ein Mittäter und dessen Wohnung ein „Depot“ gewesen ist. Es bleibt noch fraglich, ob der 26-jährige wegen seiner körperlichen Beeinträchtigung in der Lage ist, Zäune oder andere Hindernisse zu erklimmen.

Ein schwerer Verdacht umkreist die bizarren Tiermorde, den etwa der Psychotherapeut Christian Lüdke, zugleich forensischer Experte für Serientäter, bereits geäußert hatte: Er hielt es nach Erfahrungen mit Massenmördern für möglich, dass hier ein werdender Serienkiller seinen krankhaften Neigungen nachgeht. Lüdke fühlt sich nach der Festnahme des 26-Jährigen bestätigt in dem von ihm vermuteten Täterbild. Er hält es auch nicht für abwegig, dass ein Behinderter solche Taten begeht und akribisch Acht gibt, keine Spuren zu hinterlassen. „Es gibt Menschen, die im normalen Leben oft nichts hinkriegen, aber bei solchen Taten dann sehr gezielt vorgehen“, sagte Lüdke auf Anfrage dieser Zeitung.
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Dortmund Tierkadaver Kaninchen Tierschutzgesetz Kriminalität

Freilich ist er irritiert, dass kurz danach wieder eine ähnliche Tat geschehen ist. Er vermutet zunächst einen Nachahmer. „Wenn der gefasste nicht der Serientäter sein sollte, dann muss der echte die Entwicklung ganz genau verfolgt haben und will nun seine eigene Handschrift wieder deutlich machen“, sagt Lüdke. Dann wäre die Gefährlichkeit des Täters weitaus größer als bisher befürchtet.

http://www.welt.de/vermischtes/article3822148/Die-Jagd-nach-dem-mysterioesen-Kaninchen-Ripper.html